Cozze versucht seit ca. zwei Jahren der wohl bekannteste Heimpizzaofenmarke Ooni mit ihren preiswerten und ästhetischen Pizzaöfen den Markt streitig zu machen. Letztes Jahr testeten wir dazu den Cozze 13 als Gasofen der mit seinem unnötigerweise U-förmigen Brenner etwas überausgestattet war und somit für die eine oder andere verbrannte Stelle sorgte. Seit diesem Jahr gibt es nun auch eine Elektroversion des Cozze 13 welche wir hier einem ausführlichen Test unterziehen.
Kauf und Unboxing
Den Cozze Elektro gibt es teils für massiv unter CHF 300 was schon eine Ansage, insbesondere an Ooni mit dem dreimal teureren Ooni Volt Elektro, ist. Beim Pricing des Volts scheint Ooni - leider genauso wie beim Karu 16 - den Bezug zur Realität etwas verloren zu haben.
CHF 270 und zwei Tage später trifft also der Cozze Elektro ein und überzeugt mit seiner auf Lifestyle getrimmten Verpackung. Hier hat Millarco, die Firma hinter Cozze, also einiges dazugelernt in den letzten ungefähr 12 Monaten seit dem Gas Cozze. Auf grosse Ankündigungen auf der Verpackung wird im Gegensatz zu anderen Herstellern verzichtet.
Auch in Sachen Polsterung kann Cozze fast mit Ooni mithalten. Auf Styropor wird weitgehend verzichtet und es kommt relativ wenig Plastik zum Einsatz.
Die Gebrauchsanweisung hält leider eine etwas unschöne Überraschung bereit. Der Ofen darf nur im Freien und nicht in Gebäuden verwendet werden (wir vermuten aufgrund der Brandgefahr - ja eine Pizza kann in einem Ofen mit Temperaturen über 400°C schon mal Feuer fangen - welche nicht durch eine Türe mit Feuerfestem Glas zurückgehalten wird).
In der Packung befindet sich neben der Gebrauchsanweisung natürlich der Ofen selbst, ein Cordierit Pizzastein und ein Blech welches dank anzuschraubendem Griff als Türe dienen wird.
Der Ofen wird - zumindest bei Jumbo - direkt mit dem korrekten CH-Stecker geliefert. Der Stecker ist zwar unerklärlich gross aber da kann man bei diesem Preis absolut darüber hinwegschauen.
Zur Installation des Griffes am Türblech wird ein Torx T25 benötigt welcher nicht mitgeliefert wird. Finden wir etwas komisch aber auch da kann man bei dem Preis (und als versierter Heimwerker sowieso) darüber hinwegschauen.
Einheizen
Nachdem der Ofen zusammengesetzt und platziert wurde sieht das Ganze dann so aus:
Da wir zum Glück über eine Balkonsteckdose verfügen können wir den Ofen auch ohne Verlängerungskabel testen. Den Ofen startet man über ein wahnsinnig billig anmutendes Drehrad welches wohl den vorgeschriebenen Einsatz im Freien nicht ewig mitmachen wird.
Wir heizen den Ofen auf und schon nach ungefähr 15 Minuten erreicht die Cordierit Platte in der Mitte solide 426.9° Celsius. Ganz schön potent.
Backtest
Getestet wird natürlich auch dieser Ofen mit einem Klassiker der Neapolitanischen Küche.
Den Pizzateig haben wir nach folgendem Rezept zubereitet wobei die Hydration (also der Wasseranteil) auf 70% oder 7 Deziliter auf 1 Kilogramm Mehl erhöht wurde. Das mit dem Ofen mitgelieferte Pizzateigrezept wirft man am besten gleich direkt ins Altpapier. Kochendes und kaltes Wasser mischen? Semola (also Durummehl) im Teig? fast nicht aufgehen lassen? tiefe Hydration? Eine äusserst kurlige Kreation die Cozze da empfiehlt.
Die Marinara, die wohl puristischste aller Pizzen, bedarf etwas mehr Tomatensauce als beispielsweise eine Margherita, da der Käse fehlt und sich ansonsten Luftblasen bilden. Mit unserem Pizzasaucenlöffel sind 3 Löffel voll wohl als Ideal zu bezeichnen.
Auf dem obigen Bild offenbart sich auch eine weitere Schwäche des Cozze Elektro Pizzaofens. Das Türblech ist nicht wirklich eine Türe und entsprechend ist sie immer im Weg und man muss sie - obwohl wahnsinnig heiss - halt irgendwo zwischenlagern während man am Ofen hantiert. In unserem Fall war das auf dem sowieso schon verwitterten Balkontisch und die Brandspuren sind somit nicht weiter schlimm.
Beim Drehen offenbart sich ein weiteres Problem des Ofens welches unserer Ansicht nach auch einiges störender ist als das Türblech und zwar die Höhe des Backraumes. Ein Problem welches bereits der Gas Cozze hat.
Die geringe Höhe des Backraumes ist in vielerlei Hinsicht ungünstig. So Kann die Pizza kaum im Ofen gedreht werden, ohne dass sie an der Heizschlange ankommt und verbrennt, der Stein kann nach ein, zwei Pizzen nicht wie sehr zu empfehlen mit einer Ofenbürste gereinigt werden und schlussendlich erlaubt die geringe Höhe auch nicht den Ersatz des Cordierit Steines durch einen Biscotto welcher üblicherweise um einiges bessere Backergebnisse liefert.
Kann man sich gleich sparen, Kauf einer Pizzaofenbürste für den Cozze Elektro;
Mehr überzeugen als die Höhe des Backraumes kann hingegen das Backergebnis. Zwar ist die Hitzeverteilung aufgrund der Türsituation und des erschwerten Drehens im niedrigen Backraum etwas zweiseitig (links und rechts) aber auch bei einem Ooni Koda sieht das häufig nicht viel besser aus.
Mit der Unterseite machte der Cozze Elektro auch ganz klar das Rennen gegen seinen Bruder, den Cozze Gas. U-Förmige Brenner sind halt einfach komplett unnötig und werden nur von Pizza-Laien (das Pizzateig Rezept lässt grüssen) verbaut.
Fazit
Der Cozze Elektro ist ein preiswerter Pizzaofen und für Einsteiger sicher ein geeignetes Arbeitswerkzeug. Schade ist, dass er nur im Freien verwendet werden kann und dass die Heizelemente so wahnsinnig weit in den Backraum hinunterhängen. Auch an der Langlebigkeit des Ofens zweifeln wir etwas, da die Bedienelemente alles andere als für den längerfristigen Ausseneinsatz geeignet erscheinen, auch der Lack zeigte bereits nach einmaligem Einheizen feine Risse.
In Relation zum Preis ist die Leistung aber absolut angemessen und wer nicht allzu ambitioniert Pizza bäckt wird mit dem Cozze Elektro wohl zumindest kurzfristig glücklich werden. Wer eher längerfristig plant und etwas mehr Budget hat fährt mit einem Macte Voyager aber auf jeden Fall besser und kann im Winter erst noch in der warmen Küche Pizza backen.
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