Die Vereinigten Arabischen Emirate und insbesondere das mondäne Dubai sind uns Touristen ja neben Kamelen, aufgeschütteten Inseln und Riesen Shopping Malls für vieles bekannt. Eventuell gibt es aber neben der Wüste und der etwas neueren, aus dem Boden gestampften Betonwüste tatsächlich einen guten Grund für Pizzaliebhaber die nächsten Ferien im Reich von Muhammad bin Raschid Al Maktum zu verbringen.
Um im November nochmals etwas Sonne zu tanken zog es uns ins immerwarme Dubai. Die Expo 2020 und die vorhandene Filiale von L'Antica Pizzeria da Michele überzeugten uns trotz gewisser Vorbehalte die Emirate zu besuchen.
Ganz zu Beginn unserer Reise besuchten wir die Expo 2020 und machten uns dort auf die Suche nach einer guten Pizza. Die Suche war alles andere als schwer - direkt Links nach dem Al Wasl Dome - der Eingangs- und Hauptkuppel der Expo 2020 fand sich eine Filiale von Ecco Pizza e Pasta. Die temporäre Expo Filiale war mit Elektroöfen der neusten Generation (Scugnizzo Napoletano, zugelassen von der AVPN) ausgestattet aber seht selbst:
Die Pizza selbst war wirklich gut und man merkte ihr in keinem Moment an, dass sie aus einem Elektroofen stammte - der Scugnizzo Napoletano hatte hier ganze Arbeit geleistet.
Die ausserdem bestellte Lasagne war eher mittelmässig. Ecco Pizza e Pasta scheint also vor allem Pizza zu können. Neben der Expo Filiale gibt es auch noch eine in der Mercato Mall welche wir aber nicht besuchten sondern nur von aussen betrachteten - sie wirkte alles andere als einladend.
Ein paar Tage später war es wieder Zeit für Pizza. Diesmal ging es zu einem echten Klassiker der Neapoletanischen Küche - der L'Antica Pizzeria da Michele.
Da Michele ist DIE Pizzeria schlechthin. Die Ursprungsfiliale in Neapel ist ein geradezu mystischer Tempel für Pizzaliebhaber, es werden ausschliesslich Pizza Margherita und Marinara sowie Bier, Wasser und Wein serviert. Trotz des enorem Touristenandranges in Neapel sind die Preise sehr moderat und abgesehen vom Wein (da die Pizza ursprünglich ein arme Leute Essen ist, trank man historisch gesehen Bier zu einer Pizza) ist auch die Speise- und Getränkekarte authentisch geblieben.
Weshalb eine solche Dynastie der Authentizität es für nötig hält Filialen in Ländern wie Saudi Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Japan, den USA und ganz Europa zu eröffnen bleibt ihr Geheimnis. Was aber nicht ihr Geheimnis bleiben soll, ist die Frage ob es sich denn lohnt so eine neue, weniger authentische Filiale zu besuchen.
Gleich schon vor dem Betreten des Restaurants stellt man fest, dass der Vergleich mit der Filiale in Neapel sehr schwierig werden könnte. Von aussen erinnert rein gar nichts an Neapel.
Eine Fassade wie es sie zu tausenden gibt in Dubai - vermutlich hätte man in weniger als einer Woche aus dem Restaurant eine Gucci Boutique gemacht.
In Dubai fehlen auch die grossen Tische an die man wild zusammengesetzt wird und nach dem Essen als Freunde das Lokal verlässt - ob dies an Covid-19 liegt bleibt offen. Ich selbst, vor Jahren als alleinreisender in Neapel, schätzte diesen völkerverbindenden Aspekt aber sehr.
Na gut - wenn uns da Michele in Neapel aber etwas gelernt hat, dann dass es nur ums Essen geht, denn weniger Liebe in die Einrichtung als das Stammrestaurant in Neapel kann man wohl kaum investieren.
Ausgestattet ist diese Filiale am City Walk mit einem Buchenholzofen von Stefano Ferrara welcher als einer der besten Ofenbauer in Neapel gilt.
Waren also all unsere Bedenken um fehlende Authentizität umsonst? Jein. Die Speisekarte wagte mit ihrem viel zu grossen Umfang (immerhin mehrheitlich echte Italienische Speisen und Getränke) nicht ganz zu überzeugen auch das nur als alkoholfrei erhältliche Bier steigerte das Süditalien Feeling nicht gerade.
Wir bestellten eine Margherita und beobachteten unterdessen Toto den Pizzaiolo bei seiner Arbeit.
Schon bald traf unsere Pizza ein und wir wurden nicht enttäuscht. Eine Margherita wie sie im Buche steht mit dem für da Michele so typischen etwas flacheren Rand. Die Pizza war etwas säucherlich, woran das lag fanden wir leider nicht heraus. Ob es wohl am gemäss Karte verwendeten (Soja!)öl liegt?
Der Boden hatte ein schönes Leopardenmuster ohne verbrannte Stellen aufzuweisen.
Fazit
Dubai bietet Pizzatechnisch mehr als man auf den ersten Blick denkt. Insbesondere die Pizza bei Ecco war eine sehr positive Überraschung, wohl auch weil die Erwartungen an der Expo eher tief waren.
Bei da Michele in anderen Städten als Neapel essen zu gehen kann man machen, in den meisten Fällen hat man wohl immer noch eine überdurchschnittliche Pizza. Einen Besuch in Neapel erspart man sich aber dadurch ganz sicher nicht.
Für uns heisst es deshalb im Dezember ab mit dem Nachtzug nach Neapel und nicht nochmal zu da Michele Dubai in die neue, zweite Filiale in Dubai Jumeirah Beach wo wir am Eröffnungstag spontan keinen Platz mehr erhielten.
Disclaimer:
Sämtliche Besuche fanden auf eigene Rechnung statt und repräsentieren die freie Meinung des Autoren. Die Flugreise wurden mit myclimate klimakompensiert.
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